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Cristián Gálvez Wahlkampf 2009
Vorhang auf:
Selbstinszenierung in der Politik!


Cristián Gálvez
schafft Wirkung®
Persönlichkeitscoach
www.galvez.de

bei Fragen oder Kommentaren,
melden Sie sich bitte bei mir direkt:
cristian.galvez@charismakurve.de



15.09.2009
Das Duell: der geheime Pakt der Kandidaten!
Was Körper- und Sprachmuster verraten.


Die bekannte und häufig zitierte Studie des Psychologen Albert Mehrabian benennt, wodurch genau "Wirkung" erzielt wird: zu 55% durch Körpersprache, zu 38 % Stimme und Sprache und nur 7% durch den Inhalt. Grund genug, nach diesem wenig anregendem TV-Duell noch einmal die 93% anzuschauen, die so viel mehr über Wirkung verraten als der blanke Inhalt.

Von Managern und Führern
Wer in einem Unternehmen Verantwortung übernimmt, ist entweder Manager oder Leader. Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, die Management und Führung gleichzeitig beherrschen. Beide Begriffe werden fälschlicherweise häufig synonym verwendet: Führung legt den Fokus auf die Effektivität, Management auf die Effizienz. Der Leader tut das Richtige, der Manager macht das Richtige richtig. Führung sieht das große Bild, Management versteht die Prozesse. Führung motiviert, Management bringt in Bewegung durch Aktion. Führer sorgen für Stimmung, Manager für Ergebnisse. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihren Aufgaben und Positionen, sondern auch durch die Mittel, diese auszudrücken: ihre Körpersprache und die verwendeten Sprachmuster.

Merkel in der Rolle des Leaders
Merkel beherrscht die Rolle des Leaders. Führung ist ihre Stärke. Ausgleichend, nie eine unverrückbare Position beziehend, demonstriert sie ihre Haltung durch eine weiche ausgleichende Körpersprache. Die Hände auf Brusthöhe, offen in Richtung Zuschauer - mal die eine Seite, dann die andere. Während sie mit beiden Füßen zentriert auf dem Boden steht, bleibt sie immer daran interessiert, auch vermittelnd zu wirken. Die offenen Hände signalisieren die friedliche Absicht hinter ihrem Agieren. In ihren Sprechpausen ist sie ihrem Herausforderer zugewandt. Zwar kritisch, doch mit vollem Körper. In ihrem Schlussappell hält sie den Kontakt mit dem Zuschauer. Immer bemüht, durch den Bildschirm zu kommen. Führer kümmern sich, sie sind da, lassen den Kontakt nicht abbrechen.

Steinmeier der Manager
Steinmeier dagegen vertritt durch und durch den Manager. Die linke Hand am Pult festgewachsen, mit der rechten in ständiger Gestik. Dabei häufig auf Bauchhöhe agierend -hier ist die Kraft am stärksten. Immer wieder zeigt er die Faust, ja sogar den Zeigefinger. Eine bedrohlich wirkende Geste: Primaten strecken ihren Zeigefinger aus, kurz bevor es ihnen zuviel wird und sie angreifen. Kämpferisch autoritär demonstriert sein Körper, dass er etwas "regeln", etwas managen möchte. Jeder Schlag auf das Rednerpult wird bekräftigt durch das laute Geräusch seines Eheringes. In seinen Sprechpausen sortiert er Gedanken, schreibt auf. Merkel interessiert ihn nicht, er will managen. In seinen Redezeiten ist er nur kurz beim Gegenüber, dann versinkt er in Gedanken und blickt konzentriert durch die Akteure. In seinem Kopf sucht er nach Lösungen. Der Mensch an sich spielt dann nur noch eine Nebenrolle.

Sprachmuster von Leadern und Managern
Auch die Sprachmuster unterstützen den Gesamteindruck der Kandidaten. Merkel spricht von "Vertauen", "Menschen", von "unserem Land" und dass auch "die Gesundheit der Kinder" beachtet werden muss. Leader nutzen solche Sprachbilder. Steinmeier als Manager ringt mit Zahlen, Daten und Fakten, sucht die Lösung im Detail.

Ich gegen Wir
Besonders deutlich wird dies in der Verwendung von "ich" und "wir". In dem auswendig gelernten finalen Statement ist das Verhältnis am deutlichsten. Merkel spricht vier Mal von "ich" und ganze zehn Mal von "wir" - ein Sprachmuster von Führern. Steinmeier hingegen ist ganz der Manager. Fast das gleiche Verhältnis - nur umgekehrt: neun Mal hören wir "ich" und nur vier Mal "wir".

Ein Unternehmen braucht beides
Ein erfolgreiches Unternehmen braucht sowohl Persönlichkeiten mit Manager- als auch mit Führungsqualitäten. Auch das Unternehmen Deutschland. Merkel und Steinmeier scheinen dies verstanden zu haben und stellen ihre schon vier Jahre erprobten Rollen erst gar nicht in Frage. Sprachmuster und Körpersprache lassen vermuten, dass sie sich unbewusst mit der Situation angefreundet und aufeinander eingespielt haben.

Besonders deutlich wird dies in Steinmeiers Schlussappell. Als er sagt "schwarz - gelb wird bedeuten, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander gehen wird", da schaut er verlegen auf den Boden, geht in den inneren Dialog, verliert den Kontakt zum Zuschauer. Es fällt ihm schwer, bei diesem Satz aufrichtig den Wählern in die Augen zu schauen. Und das trotz vorherigen Auswendiglernens. Als wolle er sagen, dass er es selbst kaum glauben könne.

Mit Merkel und Steinmeier haben sich zwei Persönlichkeiten gefunden, die sich besser ergänzen, als ihnen im Wahlkampf lieb sein kann. Ein harmonisches und wenig spektakuläres Tänzchen zu zweit. Das Ungewohnte: die Frau führt, der Mann lässt die Hüften kreisen.


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